Mai 2017

Die Brexit-Sorgen der Iren

Die Brexit-Sorgen der Iren

Irland ist vom Brexit ganz besonders betroffen. Denn durch den EU-Ausstieg wird dann wieder an den Grenzen Irlands eine Staatsgrenze verlaufen: Auf der einen Seite die Republik Irland, die zur EU gehört. Auf der anderen Nordirland, das zu Großbritannien zählt.

Diese Grenze gab es schon einmal. Zwischen 1963 und 1998 wütete hier der Nordirland-Konflikt. Bombenanschläge der IRA sowie Kämpfe zwischen katholischen Nationalisten und protestantischen Unionisten forderten über 3000 Todesopfer. Seit Einführung des Binnenmarktes und dem Karfreitags-Friedensabkommen herrscht Frieden. Die Mitgliedschaft beider Länder in der EU hat maßgeblich dazu beigetragen. Heute wechseln die Menschen ganz selbstverständlich über die derzeit unsichtbare Grenze für Arbeit, Studium, Vergnügen, Einkauf, Familienbesuchen und mehr.

Was wird sein, wenn diese Grenze durch den Brexit wieder geschlossen wird? Wie wird sich Irland mit Grenzposten und Zollkontrollen entwickeln? Wird wieder die britische Armee zur Grenzsicherung eingesetzt, gibt es dann wieder neue Konflikte? Diese Fragen erfüllen Iren wie Nordiren mit Sorge und haben sicher dazu geführt, dass die Mehrheit der Nordiren gegen den EU-Ausstieg der Briten gestimmt hat. Rund 56 Prozent der 1,85 Millionen Nordiren stimmten damals für den Verbleib in der EU, in den Grenzgebieten waren es bis zu 78 Prozent. Und die Menschen sind nach wie vor der Meinung, dass es ihnen in der EU besser geht.

Auch die Wirtschaft von Irland ist eng miteinander verwachsen, wegen des Brexits machen sich alle große Sorgen. Denn die Iren verdienen einen großen Teil ihres Geldes mit Exporten nach Großbritannien, jeder zehnte Arbeitsplatz hängt an diesen Verbindungen.

Seit Monaten sind daher unsere irischen Kollegen unterwegs, um die Kollegen aus den anderen Mitgliedstaaten auf die besondere Situation aufmerksam zu machen, die bei den Brexit-Verhandlungen unbedingt berücksichtigt werden muss. Wir von der EVP-Fraktion haben uns vor kurzem drei Tage lang in Irland selbst ein Bild von der Lage vor Ort gemacht und mit zahlreichen irischen und britischen Politikern über die Zukunft des Landes gesprochen. Eines ist für mich ganz klar: Nichts soll den Frieden in Irland gefährden! Nordirland als Faustpfand bei den Verhandlungen mit der EU einzusetzen, wäre eine riskante Strategie fürs Großbritannien.

übrigens gibt es noch eine Auswirkung des Brexit: Immer mehr Nordiren nutzen derzeit die Möglichkeit, einen irischen Pass beantragen zu können. Das macht mir Mut in Bezug auf die künftigen Verhältnisse in Irland.