Nabucco und DESERTEC - Erdgas aus dem kaspischen Meer und Strom aus der Wüste

Nabucco und DESERTEC

Mit großer Mehrheit sprach sich das Europäische Parlament jetzt für eine von der EVP-Fraktion eingebrachte Entschließung zu den auswärtigen Aspekten der Energiesicherheit aus. "Wir brauchen bei Fragen der Energieimporte in die EU einen gemeinsamen Ansatz, um insbesondere der Liefermacht Russlands die Verbrauchermacht Europas entgegenzustellen", erklärte die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler. Dabei seien Privatinvestitionen wie bei Nabucco und DESERTEC nicht nur notwendig, sondern auch wünschenswert.

Die Frage der Kompatibilität europäischer Netze und die Einrichtung gemeinsamer Gasreserven seien angesichts der momentan großen Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen von enormer Bedeutung. Nur so könne verhindert werden, dass ein einzelnes Land von der Energieversorgung abgeschaltet werden könne. Gleichzeitig müsse die Diversifizierung der Energieversorgung und dabei insbesondere der Ausbau erneuerbarer Energien verstärkt vorangetrieben werden.

Große Hoffnungen setzt die EU derzeit auf die geplante Erdgas-Pipeline Nabucco, die zukünftige Versorgungskrisen vermeiden soll. Im Juli unterzeichneten Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Österreich und die Türkei ein entsprechendes Abkommen, das den Bau der Pipeline rechtlich absichert. Die neue Gasleitung soll bis zu 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich von der türkischen Ostgrenze bis nach Mitteleuropa leiten und so 5 bis 10 Prozent des Bedarfs derjenigen EU-Mitgliedstaaten decken, die in hohem Maße von importiertem Gas abhängig sind - darunter auch Deutschland. Im Jahr 2013 soll Nabucco in Betrieb gehen.

Ebenfalls im Juli haben zwölf europäische Unternehmen unter hoher deutscher Beteiligung in München eine Absichtserklärung unterzeichnet, nach der sie bis Ende Oktober eine gemeinsame Planungsgesellschaft gründen wollen, um Geschäftspläne für das größte Solarstrom-Projekt der Welt zu entwickeln: DESERTEC. 2050 könnte das Projekt, das Energie in solarthermischen Kraftwerken in Nordafrika und dem Nahen Osten erzeugen soll, 15 Prozent des europäischen Strombedarfs decken.

"Sowohl bei Nabucco als auch bei DESERTEC sind wir in diesem Sommer einen großen Schritt vorangekommen", lobte Niebler den Planungsstand der beiden Projekte. "Ich bin zuversichtlich, dass uns Erdgas aus dem kaspischen Meer und später auch Solarstrom aus der Wüste in Verbindung mit dem hiesigen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien und höherer Energieeffizienz aus der Abhängigkeit von Russland befreien werden."

Momentan liefert Russland 42 Prozent des in der EU verbrauchten Erdgases. Polen, Finnland und die baltischen Staaten beziehen ihren gesamten Gasbedarf aus Russland und auch Bulgarien und Österreich hängen fast vollständig am russischen Gashahn. Die Lieferung war von Gasprom in den vergangenen Wintern mehrmals unterbrochen worden.