Ersatzteil-Versorgung immer problematischer - Dringender Hilferuf der Uhrmacherbranche

MIDORA 2009

MIDORA 2009, die wichtigste Herbstmesse für Uhren- und Schmuckhersteller in Deutschland, fand zwar nicht vor Ort in Oberbayern statt, hat aber besondere Bedeutung für die Region, in der zahlreiche mittelständische Schmuck- und Uhrmacher beheimatet sind. Als CSU-Ansprechpartnerin der Freien Berufe und aufgrund ihres besonderen Einsatzes für freie Uhrmacher im Europäischen Parlament war Angelika Niebler am 6. September nach Leipzig eingeladen worden, um an einer Podiumsdiskussion des Zentralverbandes für Uhren, Schmuck und Zeitmesstechnik zum Thema "Keine Ersatzteile! - Hören die Uhren auf zu ticken?" teilzunehmen.

Hintergrund war der Hilferuf von Ernst Gottlieb, einem freien Schmuck- und Uhrmachermeister aus Vaterstetten, der ihr von den Problemen in der Uhrmacherbranche berichtet hatte. Etlichen Uhrmachen gelingt es immer seltener, die Originalersatzteile der Hersteller für Marken- bzw. Luxusuhren zu beschaffen. Die einschränkende Politik einiger Firmen nimmt den Handwerkern eine wichtige Einnahmequelle. Selbst der Großhandel komme an die Teile nicht problemlos heran, hieß es auch auf dem Podium. Der schnelle Zugang zu Reparaturen sei erschwert, wenn die defekte Uhr beispielsweise an den Hersteller gesendet werden müsse. "Solch restriktives Vorgehen schränkt die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher ein, bedeutet weniger Wettbewerb und höhere Kosten", ärgerte sich die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler.

In Deutschland arbeiten rund 80.000 Beschäftigte im Uhrmacherhandwerk, das mit Meisterbrief und Meisterlehrlingsausbildung eines der besten der Welt ist. Wenn keine Reparaturen mehr stattfinden, weil es keine Ersatzteile gibt, wird auch weniger ausgebildet. Betriebsverkleinerungen und Aussterben seien vorprogrammiert, warnten Verbandsvertreter. Deshalb sei das Thema für die Uhrmacherzunft von lebensnotwendiger Bedeutung.

Zwar betrifft das restriktive Vorgehen lediglich einige Firmen und Markenanbieter und nicht die gesamte Industrie. Auch ein Ausschuss der europäischen Uhrenindustrie befasst sich seit zehn Jahren mit dem Problem Ersatzteillieferung. Dennoch konnte bislang keine Lösung gefunden werden.

Die Vertreter der Branchenverbände forderten daher mehr Einsatz von der Europäischen Kommission im Sinne des Uhrmacherhandwerks. "Es geht um die Versorgungssicherheit der Verbraucher, um die es mit dem bisherigen System schlecht bestellt ist", sagte Niebler. Sie versprach, das Thema aufzugreifen und sich bei der Europäischen Kommission dafür einzusetzen, die Missstände zu beseitigen.

Einen Brief von Niebler hat die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes bereits Anfang September erhalten. Niebler macht darin auf die Probleme der freien Uhrmacher aufmerksam und fordert die Kommission dazu auf, diese bei der derzeit laufenden Überarbeitung der so genannten vertikalen Gruppenfreistellungsverordnung zu berücksichtigen. Bis dato erlaubt die Verordnung bestimmte Liefer- und Vertriebsvereinbarungen, die den Wettbewerb beschränken. Für Niebler ist das untragbar: "Die gezielte Nichtbelieferung der Uhrmacher durch große Uhrenhersteller ist diskriminierend, wettbewerbsschädlich und verbraucherfeindlich."