Herman Van Rompuy - erster ständiger Präsident des Europäischen Rates

Herman Van Rompuy

Er ist der Erste seiner Art: Herman van Rompuy, bis dato belgischer Premierminister, wird für die kommenden zweieinhalb Jahre den Vorsitz des höchsten Organs der Europäischen Union übernehmen. Im Europäischen Rat treffen sich mindestens zweimal jährlich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union, die sich nun an das Gesicht eines Vorsitzenden gewöhnen können, das nicht so schnell ausgewechselt wird. Vor Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon galt die Regel der rotierenden Präsidentschaft - alle sechs Monate wechselte bis dato der Vorsitz an einen anderen Mitgliedsstaat.

Das wird ab 1. Januar 2010 anders. Dann wird zum ersten Mal nicht der Regierungschef des Landes, das die Ratspräsidentschaft innehat - im ersten Halbjahr 2010 wird das der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero sein - auf dem Stuhl des Vorsitzenden Platz nehmen, sondern er: Herman von Rompuy. Herman Wer? Das hat sich außerhalb Belgiens nahezu jeder gefragt, der den Namen in den Medien hörte. Denn der 62-jährige Flame ist auf europäischem Parkett eher unbekannt und gilt als Kompromisslösung. Verschiedene Regierungen hatten auf einem Sondergipfel am 19. November Vorbehalte gegenüber namhafteren Kandidaten wie Tony Blair oder Jean-Claude Juncker geäußert.

Doch seine Unbekanntheit könnte sich noch als Vorteil herausstellen, denn der Belgier gilt als geschickter Strippenzieher hinter den Kulissen. Im eigenen Land ist er als Streitschlichter bekannt, der bei der Überwindung der flämisch-wallonischen Krise in den Jahren 2007/08 eine entscheidende Rolle spielte. Die Vermutung liegt nahe, dass die europäischen Regierungen durch seine Ernennung auch die Gefahr bannen wollten, dass ihnen Konkurrenz durch einen charismatischen "EU-Präsidenten" entsteht - doch wer weiß, was noch in dem angenehm zurückhaltenden Belgier steckt, der selbst Flamen und Wallonen zähmen konnte? Dem von Eitelkeiten und Egoismus geprägten Europäischen Rat könnte der bodenständige van Rompuy gut tun. Nicht zuletzt seine Vorliebe für japanische Gedichte, so genannte Haikus, dürfte in jedem Fall eine ganz neue künstlerische Note in die sonst eher steifen Treffen von Europas Elite bringen.