Organspenden in der EU soll leichter werden - Parlament fordert Transplantationskoordinatoren

Organspenden

Allein in der Europäischen Union stehen rund 60.000 Menschen auf der Warteliste für eine Organspende. Jeden Tag sterben im Schnitt zwölf von ihnen, weil das benötigte Organ vor Ort nicht verfügbar ist. Aus diesem Grund stimmte das Europäische Parlament mit großer Mehrheit einer europäischen Richtlinie über Qualitäts- und Sicherheitsstandards von Organspenden zu, die den transnationalen Austausch vorhandener Spenderorgane erleichtern sollen. "Unsere Forderung geht aber noch weiter", erklärt die oberbayerische CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler. "Wir fordern die Mitgliedstaaten der EU dazu auf, das System der Transplantationskoordinatoren nach spanischem Vorbild einzuführen, um die Zahl der verfügbaren Spenderorgane zu erhöhen."

Bisher gibt es in Europa zwei Verbundsysteme, in deren Rahmen grenzüberschreitend Transplantate bereitgestellt werden können: Deutschland, Österreich, die Beneluxstaaten sowie Kroatien und Slowenien arbeiten im Rahmen von Eurotransplant zusammen, die skandinavischen Staaten kooperieren im Scandiatransplant-Verbund. "Das ist nicht genug", findet Niebler. "Im vereinten Europa ist es ein Unding, dass ein Patient kein Organ aus seinem Nachbarland erhalten kann und verfügbare Organe verloren gehen, weil im eigenen Land kein Empfänger bereit steht, während im Nachbarland dieses Organ dringend benötigt würde."

Dem Organhandel erteilten die Europaabgeordneten mit ihrem Bekenntnis zum Prinzip der freiwilligen und unentgeltlichen Spende eine klare Absage. "Nicht derjenige darf ein Organ erhalten, der das meiste Geld bezahlt, sondern derjenige, der es medizinisch am dringendsten benötigt", so Niebler. Gleichzeitig forderte das Parlament die Europäische Kommission dazu auf, verstärkt gegen Organhandel vorzugehen und Untersuchungen über Verstöße innerhalb Europas, aber auch weltweit, einzuleiten.

Um den unnötigen Verlust von gespendeten Organen zu verhindern, fordern die Europaabgeordneten darüber hinaus den Einsatz von Transplantationskoordinatoren. Diese sollen gewährleisten, dass medizinisches Personal mit ausreichend Erfahrung und Qualifikation die Aufgabe der Koordination und Organisation im Krankenhaus übernimmt, da ohne Transplantationskoordinatoren viele verfügbare Organe verloren gehen, obwohl die Patienten einer Organspende zugestimmt haben. Das Instrument habe sich insbesondere in Spanien bewährt, so Niebler. "Spanien ist im Bezug auf die Organtransplantationen mit Abstand das erfolgreichste Land in Europa. Auf eine Million Einwohner kommen dort 34,2 Organtransplantationen pro Jahr, in Deutschland nur 14,4. Experten gehen davon aus, dass durch die Verbesserungen in der Krankenhausorganisation mit den Koordinatoren pro Jahr eine Verdopplung der verfügbaren Organe auf europaweit 20.000 erreicht werden kann."

Dabei dürfe aber auch nicht vergessen werden, dass die Zahl der freiwilligen Spender noch immer sehr gering ist: Obwohl 81 Prozent aller Europäer Organspender-Ausweise befürworten, besitzen nur 12 Prozent tatsächlich einen. In vielen Apotheken, Arztpraxen und Krankenhäusern sind die Ausweise kostenlos erhältlich.