Bronislaw Komorowski - Garant für einen Neubeginn der polnischen Rolle in der EU?

Bronislaw Komorowski

"Polen kehrt auf den Weg der Vertiefung der europäischen Integration zurück." Diese Worte sind es, die beim Antrittsbesuch des neuen polnischen Präsidenten in Brüssel besonders nachhallen. Bronislaw Komorowski ist kein Hardliner wie sein verstorbener Vorgänger Lech Kaczynski, sondern ein Realpolitiker, der die Rolle Polens in der EU festigen will. Ihm eilt nicht der Ruf voraus, ein europaskeptischer Sturkopf zu sein. Doch ist das schon die Garantie für eine harmonischere Rolle Polens in der EU?

Dass wieder eine freundliche Atmosphäre besonders zwischen Deutschland und Polen herrscht, ist unbestritten. Komorowski hatte sich schon während seiner Zeit als Parlamentspräsident stets um die Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen bemüht und sich mit Bundestagspräsident Norbert Lammert in den vergangenen Jahren mehr als ein Dutzend Mal getroffen. Aber auch Komorowski wird die Interessen Polens in der Europäischen Union hart verteidigen, nur eben in einem anderen Ton als Kaczynski. Wie er es angehen wird, wird sich besonders während der polnischen Ratspräsidentschaft in der zweiten Hälfte des Jahres 2011 zeigen. Schwerpunkt des polnischen Vorsitzes im Rat soll die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU sein. Ein Thema, das in der Union traditionell schwierig ist.

Komorowski stammt aus einem aus Litauen vertriebenen Grafengeschlecht, vielleicht gehört gerade deshalb die deutsch-polnische Annäherung seit langer Zeit zu seinen politischen Schwerpunkten. Die politischen Wurzeln des 58-jährigen liegen in der Opposition gegen das kommunistische Regime, 1979 landete er nach einer Demonstration erstmals im Gefängnis, 1981 verbrachte er gar fast ein Jahr in einem Internierungslager. Anschließend wurde der Geschichtswissenschaftler und Publizist mit einem Berufsverbot belegt und verdiente sein Geld seitdem als Lehrer in einem katholischen Seminar. Seine bewegte Geschichte veranlasste ihn, sich dennoch weiterhin politisch zu engagieren und mit dem Ende der Volksrepublik Polen wurde er 1989 Mitglied der Abgeordnetenkammer des polnischen Parlaments. Hohe politische Ämter bekleidete er von 2000 bis 2001, als er im Kabinett des heutigen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, den Posten des Verteidigungsministers bekleidete und von 2007 bis 2010 als Parlamentspräsident.