UN-Generalsekretär Ban Ki-moon – Ehrengast im Parlament

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon

Vertrauen ist ein Wort, das man in der Politik häufig hört. Selten ist es wirklich ernst gemeint. Das weiß auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, wenn er im Europäischen Parlament in Straßburg zu mehr Vertrauen zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern aufruft. Nur gemeinsam könne die Verbreitung von Armut und Hunger in der Welt bekämpft werden, gemeinsam müsse daran gearbeitet werden, die Folgen des Klimawandels einzudämmen. Glaubt er selbst noch daran? Der 66-jährige wirkt zurückhaltend, seine Rede monoton und farblos. Wer an den charismatischen Stil seines Vorgängers Kofi Annan zurückdenkt, fühlt sich seltsam berührt. Hat die UNO mit ihrem Generalsekretär an Bedeutung verloren?

Sein Job ist einer der schwierigsten der Welt. Theoretisch sitzt der UN-Generalsekretär auf dem einflussreichsten Posten innerhalb des Staatenbundes, praktisch aber sind seine Befugnisse begrenzt: Wenn die Mitgliedstaaten nicht mitziehen, kann der Chef der Vereinten Nationen nichts ausrichten. Ähnlich wie der deutsche Bundespräsident muss er auf die Macht der Worte vertrauen und die klingen bei Ban Ki-moon wenig mitreißend. Dass er kein großer, empathischer Redner ist, mag an seiner asiatischen Herkunft liegen. Seine zurückhaltende Höflichkeit ist angenehm. Aber die Welt wachrütteln kann er nicht.

Er selbst bezeichnete sich einst als den "unsichtbaren Mann". Aus dem Mund des Südkoreaners, der schon mit 26 Jahren in den diplomatischen Dienst eintrat, klingt das stolz. Stolz kann er auch sein, wenn er auf seine Karriere zurückblickt. Der Sohn einer Bauernfamilie studierte an der Nationaluniversität Seoul Internationale Beziehungen und legte ein Diplom in öffentlicher Verwaltung an der Universität Harvard nach. Was folgt sind 36 Jahre steile Diplomatenkarriere, die er 2007 mit dem Posten des UN-Generalsekretärs krönen konnte. Zuvor war er seit 2004 als südkoreanischer Minister für Außenpolitik und Handel tätig, insgesamt zehn Jahre seiner Laufbahn hatte er direkt mit der UNO zu tun: zunächst als einfacher Mitarbeiter, später als Sekretär der südkoreanischen Vertretung bei den Vereinten Nationen, als Verantwortlicher für die UNO im südkoreanischen Außenministerium und als UN-Botschafter und Büroleiter des damaligen Vorsitzenden der 56. UN-Vollversammlung, Han Seung Soo.

Wenn es 2011 um seine Wiederwahl geht, wird er vielen Kritikern gegenüberstehen. Die ehemalige Chefin der internen UN-Aufsichtseinheit, die Schwedin Inga-Britt Ahlenius, warf Ban Ki-moon in ihrem Bericht einen Mangel an strategischer Leitung und Kontrollsucht vor. Doch trotz aller Kritik stehen Bans Chancen nicht schlecht, da er auch aufgrund seiner Schwäche gewählt wurde. "Vor allem die USA mögen Personen an der Spitze der UN, die etwas mehr Sekretär und etwas weniger General sind", bedauert Angelika Niebler die mangelnde Durchsetzungskraft und Präsenz des UN-Chefs.