„Frauen in der Arbeitwelt“ – Diskussion über Chancengleichheit bei der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft

Frauen in der Arbeitwelt

Warum verdienen Frauen in Europa 18 Prozent weniger als Männer - und in Deutschland gar 23 Prozent? Mit dieser Frage beschäftigt sich nicht nur die Europäische Kommission in ihrer aktuellen Gleichstellungsstrategie, sondern auch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), die angesichts des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels in den kommenden Jahren verstärkt auf das Wissen von Männern und Frauen setzen will. Zur Vorstellung einer vbw-Studie über die Gründe für die Einkommensunterschiede war die CSU-Europaabgeordnete und Vorsitzende der Frauen-Union Bayern, Angelika Niebler, als Rednerin eingeladen. Ihre Forderung: "Eine vorübergehende Auszeit wie die Babypause darf für qualifizierte Frauen nicht das Karriereende bedeuten."

"Unsere Aufgabe besteht vor allem darin, Frauen eine echte Wahlfreiheit zwischen Familie und Beruf zu ermöglichen. Familienleben und Erwerbstätigkeit dürfen sich nicht ausschließen", so Angelika Niebler. Mit der Elternzeit und dem Anspruch auf Krippenplätze habe die Politik bereits einen wichtigen Schritt getan: "Entscheidend ist, dass sich beide Elternteile gemeinschaftlich um die Kinderversorgung kümmern". Das bestätigt auch die von der vbw in Auftrag gegebene Studie. Demnach gelingt Frauen der Wiedereinstieg in den Beruf viel leichter, wenn entsprechende Rahmenbedingungen herrschen und partnerschaftliches Engagement vorhanden ist.

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw, wünscht sich vor allem mehr Flexibilität der Arbeitgeber. Viele Unternehmen kämen den jungen Familien bereits durch flexible Arbeitszeitmodelle entgegen. Ein Trend, der nach Meinung von Angelika Niebler fortgesetzt werden muss: "Wir brauchen in vielen Unternehmen einen erheblichen Mentalitätswandel", so die CSU-Europaabgeordnete. Dazu müsse auch die Politik beitragen, indem sie bessere Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schaffe: sei es beim Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten, der Eröffnung besserer Perspektiven für den beruflichen Wiedereinstieg von Frauen, ein erweitertes Berufswahlverfahren für Mädchen und junge Frauen genau wie für Männer und Jungen, mehr Teilzeit in Kombination mit mehr Führungsverantwortung, flexiblere Arbeitszeiten und -orte sowie bessere Weiterbildungsmöglichkeiten für Mütter und Väter nach familienbedingter Erwerbsunterbrechung.

Um bessere Rahmenbedingungen für Frauen in der Arbeitswelt zu schaffen, müsse aber eben auch die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern geschlossen werden. Als Gründe für deren Existenz führt die vbw-Studie einen schlechteren Bildungsgrad bei älteren Frauen, die Branchen- und Berufswahl sowie die hohe Teilzeitquote bei Frauen an. Der Forderung Brossardts, man müsse mehr Frauen für männertypische Berufe gewinnen, stimmte Angelika Niebler zu, bemängelte aber gleichzeitig die krasse Diskrepanz im Vergleich zu sozialen Berufen, in denen überwiegend Frauen tätig seien. Sie fordere daher eine Aufwertung von Tätigkeiten im sozialen Sektor in meist frauendominierten Bereichen. Man müsse sich auch fragen, ob z.B. Friseurinnen per se schlechter bezahlt werden als Mechaniker, oder ob der Lohnunterschied allein daher rühre, dass ersterer traditionell ein Frauenberuf ist.