Juli 2014

Der neue Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker

Jean-Claude Juncker

Das Europaparlament hat Jean-Claude Juncker zum neuen Präsidenten der EU-Kommission gewählt. Der Luxemburger steht damit für die nächsten fünf Jahre an der Spitze der mächtigsten Brüsseler Behörde.

Juncker war im Wahlkampf Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei EVP. Der 59-Jährige gilt als der erfahrenste aller europäischen Politiker. Er hat in den letzten 25 Jahren alle entscheidenden Schritte der Europäischen Union mitgestaltet.

Der Sohn eines Stahlarbeiters ist schon seit seiner Schulzeit politisch aktiv. 1982 wurde der Jurist als bis dahin jüngstes Regierungsmitglied Staatssekretär für Arbeit und Soziale Sicherheit in Luxemburg, später fungierte er als Finanzminister. Zwischen 1995 und 2013 war Jean-Claude Juncker Premierminister von Luxemburg.

Als Gouverneur Luxemburgs bei der Weltbank gehörte Juncker zudem zu den Architekten des 1992 geschlossenen Vertrags von Maastricht, der Grundlage für die Europäische Union war. Zudem war der Luxemburger einer der Autoren des Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Juncker wird gerne auch als "Mister Euro" bezeichnet. Denn er hatte wesentlichen Einfluss auf die Einführung der Europa-Währung. "Auf den Euro kann Europa stolz sein, er trennt den Kontinent nicht, sondern schützt ihn."

Zwischen 2005 und 2013 war Jean-Claude Juncker Vorsitzender der Euro-Gruppe, einem informellen Gremium der Finanzminister der Eurozone, und navigierte sie durch die schwersten Jahre der Gemeinschaftswährung. Ein seriöses Europa bedeutet für ihn vor allem eines: eine solide Finanzpolitik.

Jean-Claude Juncker gilt als europäischer überzeugungstäter, aber auch als Politiker, der mit allen Wassern gewaschen ist. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und eckt damit auch bei manchen Politiker-Kollegen ab und zu an. Juncker kann aber auch über sich selber lachen. Seine Schwächen: Er raucht wie ein Schlot und nuschelt bei Reden. Zur Entspannung geht er zu Hause am liebsten in den Keller zum Flippern. Neben Lëtzebuergesch, seine Muttersprache, spricht er Französisch, Englisch und Deutsch, das er Moselfränkisch nennt.

Die Liste seiner Auszeichnungen ist ellenlang. 74 verschiedene Ehrungen hat er seit 1988 erhalten, darunter Ehrenbürgerschaften und Ehrendoktorwürden zahlreicher Universitäten. 2006 erhielt er die höchste europäische Auszeichnung: Den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen. "In Würdigung seines vorbildlichen Wirkens für ein soziales und geeintes Europa."

Jean-Claude Juncker ist ein Mann der Harmonie. "In Europa gewinnen wir gemeinsam, und gemeinsam verlieren wir." Für ihn darf es keinen Machtkampf zwischen Rat und Kommission geben; alle Organe in der EU müssen eng zusammenarbeiten. Sein großes Credo: Europa besser erklären. "Europa hat so vieles zu bieten. Die Menschen sollen stolz auf Europa sein können. Verankert, verwurzelt in der Region in der man aufgewachsen ist. Stolz auf seine eigene Nation und im Bewusstsein als Europäer etwas beitragen zu können für eine gute Entwicklung der Welt."

Ich gratuliere Jean-Claude Juncker sehr herzlich zur Wahl in dieses herausgehobene EU-Amt. Jean-Claude Juncker hat die große Chance, für eine echte Neuausrichtung der EU-Kommission zu sorgen. Dafür wünsche ich ihm viel Kraft und Erfolg.