November / Dezember 2014

Der Papst zu Besuch in Straßburg

Papst Franziskus

Papst Franziskus tritt ins Straßburg ans Rednerpult - welch eine große Ehre für unser Parlament! In seiner Rede hat der Papst zur Rückbesinnung auf die ursprünglichen Werte Europas aufgerufen. Europa solle sich weniger mit sich selbst oder der Wirtschaft, sondern wieder mehr mit den Menschen beschäftigen, erklärte der 77-jährige Argentinier.

Viele Menschen in Europa seien einsam, die Wirtschaftskrise verstärke diese Einsamkeit noch. Die Menschen seien aber keine Rädchen im großen Wirtschaftsmechanismus, kein Konsumgut, das ohne Bedenken ausgesondert werden könne, wenn es nicht mehr funktioniere. Die Menschenwürde gehöre wieder mehr in den Focus der Politik gestellt.

Ich bin tief bewegt von diesem Appell des Papstes. Der Papst hat ohne Tabus formuliert, was zum Erhalt einer lebendigen Demokratie notwendig ist und woran Europa konkret arbeiten muss. Seine klaren Worte sollten dazu motivieren, auch unbequeme Wahrheiten anzupacken, damit wieder mehr gelebte Humanität in unsere Gesellschaft einzieht. Wir müssen dem Anspruch gerecht werden, dass die christlichen Wurzeln der europäischen Zivilisation auch unser heutiges Handeln bestimmen.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat uns aufgefordert, uns für die Achtung der Menschenrechte einzusetzen und solidarisch mit den Schwachen in der Gesellschaft zu sein. Dazu gehört in seinen Augen auch eine gemeinsame und solidarische Flüchtlingspolitik aller EU-Staaten. Das Mittelmeer darf nicht zu einem großen Friedhof werden. Und es kann nicht sein, dass Millionen von Menschen in der Welt den Hungertod sterben, während jeden Tag Tonnen von Lebensmitteln von unseren Tischen weggeworfen werden. Dies sind einige Botschaften seiner Hoffnung und Mut machenden Rede, für die ich sehr dankbar bin.

Franziskus ist der zweite Papst, der vor dem EU-Parlament und dem Europarat eine Rede hielt. Vor 26 Jahren hat Papst Johannes Paul II. in seiner Rede im Europäischen Parlament für ein geeintes und nach Osten geöffnetes Europa plädiert. Das war genau ein Jahr vor dem Fall der Berliner Mauer!