Juni 2015

Carlota Jovani, die Leiterin der deutschen Dolmetscher-Kabine

Carlota Jovani, die Leiterin der deutschen Dolmetscher-Kabine

Die EU hat inzwischen über 20 Amtssprachen. Damit am Ende Brüssel und Straßburg nicht zum Babylon werden, stehen über 500 angestellte Dolmetscher und zweieinhalbtausend Freiberufler zur Verfügung. Es ist der größte Dolmetscherdienst der Welt. Carlota Jovani ist die Referatsleiterin deutsche Sprache bei den Dolmetschern der Europäischen Kommission.

Seit 27 Jahren arbeitet Jovani nun schon als Simultan-Dolmetscherin. Anfangs erhielt sie nur einen Vertrag für sechs Monate, nach drei Jahren wurde sie dann zur offiziellen EU-Dolmetscherin. Carlota Jovani ist in Deutschland aufgewachsen, ihr Vater ist Spanier. Neben Englisch und Französisch spricht sie auch noch Spanisch, Portugiesisch und Italienisch. Diese Sprachen übersetzt sie bei Konferenzen, Sitzungen und Tagungen ins Deutsche.

Um ihre Sprachkenntnisse zu pflegen, liest Jovani ausländische Zeitungen und guckt sich fremdsprachige Seiten im Internet an. Auch fremdsprachiges Internetradio gehört zum Repertoire. Es sei wichtig, mit dem Wortschatz auf dem Laufenden zu bleiben, erklärt Jovani. Schließlich ändern sich die Themen, mit denen die Dolmetscher arbeiten, jeden Tag. Man wisse nie, was kommt, so die Referatschefin. Die Bandbreite reiche von Medizin über Finanzfragen bis zur Landwirtschaft.

Ein guter Dolmetscher brauche aber auch Neugier, Lust auf andere Kulturen und Wissensdurst, sagt Carlota Jovani. Reisen ins Ausland sind ebenfalls von großer Bedeutung. Ein wesentliches Talent sei auch Spontaneität. Denn nicht immer kann man jedes Wort identisch übersetzen, manches muss auch schnell umschrieben werden.

Mal ist es eine Rede, mal eine schnelle Diskussion, die Jovani simultan übersetzen und auf die sie sich einstellen muss. Dazu kommen die unterschiedlichen Charaktere der Sprecher. Manche seien fit in ihrer eigenen Sprache und hätten rhetorische Bildung, andere weniger. "Jeder Tag ist eine neue Herausforderung."

Beim Dolmetschen gehe es aber nicht nur darum, was einer sage, sondern auch darum, wie er es sagt, erklärt Jovani. Man müsse auch vermitteln, ob jemand wütend oder freundlich ist. Es gehöre durchaus ein wenig schauspielerisches Talent zum Dolmetschen. Und deshalb ist auch der Blick aus den verglasten Kabinen am Rande der Sitzungssääle so wichtig.

Wenn ich in den Sitzungen meine Kopfhörer aufhabe, vergesse ich manchmal ganz, dass ich nicht dem Original zuhöre, sondern dem Dolmetscher, so professionell wird hier gearbeitet.