Dezember 2016

Düzen Tekkal, freie Journalistin, Jesidin

Düzen Tekkal

"Deutschland ist bedroht - warum wir unsere Werte jetzt verteidigen müssen." So lautet der Titel des Buches, das Düzen Tekkal diesen März veröffentlicht hat. Eine politische Analyse auf 320 Seiten, gespickt mit ihrer eigenen Lebensgeschichte. Damit ist die 38-Jährige in den letzten Monaten in allen Medien präsent gewesen. Ob bei politischen Zeitungen, im Morgenmagazin oder Talkshows. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Düzen Tekkal schon mit der Frage, wie Integration gelingen kann. Sie selbst sagt: "Integration ist mein Lebensthema!"

Düzen Tekkal ist Kurdin, Jesidin und Deutsche. Die renommierte Fernsehjournalistin und Filmemacherin wurde als eines von elf Kindern einer jesidischen Einwandererfamilie 1978 in Hannover geboren. Die Eltern waren als Gastarbeiter aus der Türkei gekommen, schon damals wurden Jesiden dort diskriminiert.

Ihre Mutter habe immer 200 Prozent von ihr und ihren Geschwistern gefordert. Denn Gastarbeiterkinder hätten es einfach schwerer als die deutschen Gleichaltrigen. Es hat funktioniert. Tekkal schließt ihr Studium der Politik und Literaturwissenschaft mit Bestnote ab. Ihre Brüder spielen übrigens Rugby in der deutschen Nationalmannschaft, eine Schwester kickt bei den Frauen des 1. FC Köln.

2007 geht die gebürtige Hannoveranerin zu RTL, kündigt dort später, um sich als Filmemacherin selbstständig zu machen. Zudem arbeitet sie als freiberufliche Journalistin für viele große Sender wie ARD, ZDF, Stern und Spiegel TV. Sie gilt als national und international anerkannte Expertin zu den Themen Jesiden, Islamismus und Salafismus. Arbeitet als Kriegsberichterstatterin in Syrien und im Irak.

Für ihre Reportage "Angst vor den neuen Nachbarn", in der sie jugendliche Straftäter mit Migrationshintergrund porträtiert, erhält sie 2010 den Bayerischen Fernsehpreis.

2014 erlebt sie mit, wie der "Islamische Staat" (IS) im Nordirak die jesidische Bevölkerung verfolgt und ermordet. 40 000 Menschen in einem Flüchtlingscamp an der türkisch-irakischen Grenze. Verwaiste Kinder, vergewaltigte Frauen, verzweifelte Eltern. Was sie dort an unfassbarem Leid mitansehen musste, hat sie in dem Dokumentarfilm "Háwar - Meine Reise in den Genozid" verarbeitet. Und sie hat eine Stiftung gegründet: www.hawar.help.