Der Antoniter-Orden - Eine (fast) vergessene europäische Identität
Das Antoniusfeuer - eine Krankheit, die in Europa lang vergessen ist - lebte in Straßburg in den Erzählungen des Vorsitzenden des Antoniter-Forums e.V., Dr. Adalbert Mischlewski aus Grafing, wieder auf. Spannend und anschaulich schilderte Mischlewski Abgeordneten der EVP-ED-Fraktion die Arbeit des Antoniter-Ordens, der sich der Bekämpfung dieser Krankheit verpflichtet hat und dessen europäische Identität ebenso wie die Krankheit fast in Vergessenheit geraten ist. "Europa lebt von seiner Vielfalt, genauso wie von den Werten, die es einen", zeigte sich die oberbayerische CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler beeindruckt. "Das hat uns Herr Mischlewski heute wieder einmal vor Augen geführt."
Bei seinem Besuch in Straßburg brachte Adalbert Mischlewski Angelika Niebler und ihren Kollegen Ingo Friedrich aus Mittelfranken, Michl Ebner aus Südtirol und Erna Hennicot-Schoepges aus Luxemburg den aus Frankreich stammenden und in ganz Europa wirkenden Antoniter-Orden näher. Das Antoniter-Forum widmet sich dem Erhalt des Erbes des Antoniter Ordens, der im Mittelalter die Pflege und Behandlung von am Antoniusfeuer erkrankter Menschen übernahm.
Das Antoniusfeuer war eine schwere, bei Nichtbehandlung oft tödlich verlaufende Pilzvergiftung im Mittelalter, die durch den Verzehr von Roggen ausgelöst wurde, der mit dem so genannten Mutterkorn-Pilz infiziert war. Um die Krankheit zu behandeln, errichteten die Antoniter Hospitäler in ganz Europa, in denen die Erkrankten aufgenommen und versorgt wurden. Aufgrund der sorgfältigen Ernährung, die ihnen dort zuteil wurde, wurden viele Kranke wieder gesund. Aus diesem Grund fand die Bruderschaft schnell Verbreitung und führte bald 370 Hospitäler in ganz Europa.
Als im 17. Jahrhundert die Ursachen des Antonius-Feuers bekannt wurden, nahm auch die Zahl der Kranken ab, so dass sich letzten Endes auch der Antoniusorden auflöste. "Der Orden hat bis zu seiner Auflösung im Jahr 1803 sowohl in der Medizin als auch in der Kunst- und Frömmigkeitsgeschichte europaweit eine herausragende Rolle gespielt", stellte Adalbert Mischlewski bei seinem Gespräch mit den Abgeordneten heraus.
"Ich denke, dass wir aus diesem Grund das soziale Erbe dieses Ordens, der ohne Rücksicht auf Ländergrenzen Kranke gepflegt hat, weiterhin erhalten müssen. In einer Zeit, in der die EU so kritisch von den Bürgern wahrgenommen wird, ist es wichtiger denn je, auf jahrhundertealte gemeinsame Traditionen aufmerksam zu machen", so Nieblers Fazit nach dem Gespräch. |