Newsletter Juli 2011

Parlament stimmt für gesetzliche Frauenquote - Niebler: "Forderungen überzogen"

Frauenquote

Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil von Frauen in wirtschaftlichen Führungspositionen bei mindestens 40 Prozent liegen, fünf Jahre vorher sollen bereits 30 Prozent erreicht sein. Das forderte das Plenum des Europäischen Parlaments am Mittwoch im Rahmen einer Entschließung. Erreicht werden soll der Frauenanteil nach den Vorstellungen der Europaabgeordneten mit verbindlicher Gesetzgebung. "Ich halte die Forderungen des Parlaments zwar für überzogen und habe daher gegen die Einführung einer verbindlichen Quote gestimmt. Die Entschließung insgesamt setzt aber das richtige politische Signal. Es ist richtig, dass die Unternehmen bei der Frauenförderung etwas tun müssen, aber eine verbindliche Quote für Vorstände und Aufsichtsräte geht zu weit", so die oberbayerische CSU-Europaabgeordnete und FU-Landesvorsitzende Angelika Niebler im Anschluss an die Abstimmung.

Das EU-Parlament unterstützt mit seiner heutigen Entschließung EU-Kommissarin Viviane Reding. Diese will im Frühjahr 2012 einen Richtlinienvorschlag vorlegen, sollten die Unternehmen in Europa nicht ausreichend freiwillige Maßnahmen ergreifen, um den Frauenanteil in den Führungsetagen zu erhöhen. "Die Unternehmen sollten diese Ankündigung ernst nehmen und freiwillige Schritte hin zu einer ausgewogenen Repräsentanz von Männern und Frauen in wirtschaftlichen Führungspositionen einleiten", so Niebler. Derzeit ist in Europa nur jedes zehnte Vorstandsmitglied eine Frau, 97 Prozent der Vorstandsvorsitzenden sind Männer. Dabei sind 60 Prozent der Universitätsabgänger weiblich. Aus diesem Grund steht das Thema einer ausgewogeneren Repräsentanz von Frauen bereits seit Ende letzten Jahres ganz oben auf der Tagesordnung der Europäischen Kommission.

Viele Länder haben auf diesem Gebiet bereits Maßnahmen ergriffen. "Der finnische 'Corporate Governance Kodex' ist eine sehr gute Lösung. Dieser schreibt zwar keine verbindliche Quote vor, zwingt die Unternehmen aber, Vertreter beider Geschlechter in den Entscheidungsgremien vertreten zu haben. Eine Nichteinhaltung dieser Regelung muss öffentlich erklärt werden. Allein dadurch stieg der Anteil der börsennotierten Unternehmen mit Frauen im Aufsichtsrat oder Vorstand innerhalb von zwei Jahren seit Bekanntwerden der Einführung des Kodex von 51 auf etwa 70 Prozent", so Niebler.