Newsletter Mai / Juni 2012

Ist unsere Arbeit gleich viel wert? - Parlamentarier fordern härtere Strafen bei geschlechterbedingten Gehaltsunterschieden

Gehaltsunterschied

Der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen liegt in der EU nahezu unverändert bei durchschnittlich 16,4%. Daher fordert das Europäische Parlament die Europäische Kommission auf, neue Maßnahmen zu ergreifen, um die geschlechterbedingten Gehaltsunterschiede bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit zu verringern. Arbeitgeber sollen nach Vorstellung des Parlaments in Zukunft mit härteren Sanktionen rechnen müssen. "Es ist richtig, dass die Gründe für derzeit immer noch bestehende Lohnunterschiede extrem vielschichtig sind, nichtsdestotrotz sollte EU-weit fast 40 Jahre nach Inkrafttreten der Entgeltgleichheitsrichtlinie die durchschnittliche geschlechtsspezifische Lohndifferenz nicht mehr bei knapp 17% liegen", so Angelika Niebler, die Mitglied im Ausschuss für die Rechte der Frau und Gleichstellung der Geschlechter ist.

Angesichts der Komplexität des Themas lässt sich durch Gesetze allein keine Lösung finden. Der Ausschusses verabschiedete bereits Ende April einen Initiativbericht mit Empfehlungen an die Europäische Kommission und forderte eine enge Koordinierung unter den Mitgliedstaaten hinsichtlich der Forschung, Analyse und der bestmöglichen Nutzung der Weitergabe von bewährten Methoden zur Beseitigung des Lohngefälles. Darüber hinaus werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, bewährte Verfahren auszutauschen und die Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Konzepte zur Bekämpfung des Lohngefälles zwischen den Geschlechtern zu intensivieren, und zwar nach Möglichkeit unter Einbindung der Sozialpartner. In insgesamt neun Bereichen wird Verbesserungsbedarf gesehen, unter anderem bei der Definition, der Bewertung der Arbeit und der beruflichen Einstufung, bei Rechtsmitteln sowie beim sozialen Dialog und bei Sanktionen. "Auch angesichts zunehmender Altersarmut insbesondere von Frauen müssen wir sicherstellen, dass im Laufe eines Erwerbslebens Frauen die gleichen Chancen auf angemessene Entlohnung haben wie Männer", so Niebler.

Die Unterbewertung der Arbeit von Frauen liegt häufig in der Art der Wertschätzung der Kompetenzen von Frauen im Vergleich zu Männern. So verdienen beispielweise die zumeist weiblichen Kassenkräfte in einem Supermarkt in der Regel weniger als die häufig männlichen Beschäftigten, die die Regale bestücken oder andere eher körperliche Arbeit verrichten. Zudem ist auch eine Bevorzugung von Männern bei der Bewertung der Leistung durch Lohnerhöhungen oder Aufstiegsmöglichkeiten zu beobachten. Außerdem wird hier häufig die Verantwortung für Kapital höher bewertet als die Verantwortung für Menschen. Dieser Trend schlägt sich besonders bei den sozialen Berufen nieder, die bevorzugt von Frauen gewählt werden.

In Deutschland lag 2010 das geschlechterspezifische Lohngefälle bei 23,1%. Damit befindet sich Deutschland deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. "Gerade wir - mit der derzeit stabilsten Volkswirtschaft in Europa - sollten uns so ein soziales Zukunftsrisiko nicht leisten. Es wäre eine Schande für Deutschland, wenn wir dieses Problem nicht lösen könnten", so die CSU-Europaabgeordnete und Landesvorsitzende der Frauen-Union Bayern.