Newsletter Dezember 2012

Hans-Ulrich Jörges setzt auf Europa

Hans-Ulrich Jörges

Zum traditionellen Martinsgans-Essen der CSU Vaterstetten wird jedes Jahr ein profilierter Journalist eingeladen, um über ein aktuelles Thema zu sprechen. Gage: 0,00 Euro. So kamen in den letzten Jahren BILD-Chefredakteur Kai Diekmann, der Chefredakteur des Münchener Merkur, Karl Schermann und Spiegel-Vize-Chefredakteur Dr. Martin Doerry. In diesem Jahr war Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Chefredaktion des stern, zu Gast in Parsdorf. Er brach alle Rekorde: mehr als 50 Gänse mussten dran glauben, denn über 200 Gäste waren der Einladung gefolgt.

Ungewöhnlich positive und lobende Worte fand der sonst so kritische, unabhängige Journalist Jörges über Europa als Ganzes und das Europäsche Parlament im Speziellen und verwunderte die Zuhörer schon mit seinen einführenden Worten: Jörges zufolge sollte das Europäische Parlament Modell sein für alle anderen Parlamente in der Welt. Die einzigartige Zusammenarbeit zwischen den Abgeordneten der 27 Mitgliedstaaten und zwischen den verschiedenen Fraktionen führe zu besseren Ergebnissen als bei manch nationalem Parlament. Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede beeinflussen die Arbeit der Europaabgeordneten nicht negativ, sondern eröffnen neue Horizonte und ermöglichen einen Austausch auf einer sachlicheren und weitsichtigeren Ebene. Auch für Angela Merkel war Jörges voll des Lobes: Die Kanzlerin sei auf dem Weg, das unvollendete Europa endlich zu vollenden. Eine Rückkehr zur D-Mark ist für Jörges ausgeschlossen. Er kritisierte, dass Deutschland sich inzwischen in einen Defätismus gegenüber Europa und der Eurorettung geredet habe. Auch vor dem eigenen Berufsstand machte Jörges nicht Halt und beanstandete die oftmals negativ geprägte Berichterstattung der deutschen Medien über die Schuldenkrise.

Dem Journalisten Hans-Ulrich Jörges lag neben der Europäischen Union das Thema Pressefreiheit sehr am Herzen. Was für uns in Europa eine Selbstverständlichkeit ist, ist für andere Teile der Welt ein unerreichter Traum. Um diesen Traum in die Realität umzusetzen, hatte Jörges eine weltweite Kampagne für Pressefreiheit ins Leben gerufen. Im Frühjahr 2009 war er Initiator der "Europäischen Charta für Pressefreiheit", die von 48 Chefredakteuren und leitenden Journalisten aus 19 Staaten verabschiedet und anschließend von mehreren hundert Journalisten sowie Journalisten-Verbänden aus knapp 30 Staaten unterzeichnet wurde. Auch hier setzte Jörges auf die Durchsetzungskraft der EU: 2009 übergab Jörges die Charta an die Europäische Kommission mit der Aufforderung, ihr in der Gemeinschaft Geltung zu verschaffen und ihre Annahme bei EU-Erweiterungen zur Bedingung zu machen.

Nach den vielen negativen Medienberichten über die Finanz- und Wirtschaftskrise in der Eurozone war es überaus wohltuend, die Unterstützung und Wertschätzung eines führenden Journalisten für das weltweit größte Friedensprojekt erleben zu können und so an unsere Werte erinnert zu werden.