Der Ausbau von Elektroladesäulen für PKWs und der Infrastruktur zur Wasserstoffbetankung von LKWs soll zukünftig ambitionierter vorangetrieben werden. Dies hat das Europäische Parlament heute mit großer Mehrheit bei der Abstimmung über die Verordnung zum Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe beschlossen.
Angelika Niebler, oberbayerische CSU-Europaabgeordnete, begrüßt die Entscheidung: „Gerade die Mitgliedsstaaten haben einen ehrgeizigen Infrastrukturausbau in der Vergangenheit vernachlässigt. Es ist daher richtig, dass wir uns heute klar für ambitioniertere Ziele ausgesprochen haben. Konkrete Ziele für den Ausbau der Wasserstofftankstellen sowie Ausnahmen für Straßen mit geringerem Verkehrsaufkommen sorgen gleichzeitig dafür, dass die Ziele flexibel genug und technologieneutral umgesetzt werden können.“
Zwischen den Mitgliedsstaaten bestehen aktuell noch große Unterschiede beim Ausbau der Infrastruktur: Im Jahr 2020 befanden sich laut European Automobile Manufacturers‘ Association (ACEA) 70% aller Ladestationen in der EU in nur drei Ländern, nämlich Niederlande, Frankreich und Deutschland. Dies soll sich nun ändern. Nach dem Vorschlag des Europäischen Parlaments müssen bis Ende 2025 mindestens alle 60 km entlang der Hauptverkehrsstraßen in der EU Ladestationen für Pkw eingerichtet werden. Diese müssen im Vergleich zum Kommissionsvorschlag mehr Leistung bieten, nämlich 600 kW anstatt 300 kW. Festgelegt wird auch, dass mindestens eine Ladestation eine individuelle Leistung von mindestens 300 kW haben muss. Diese Vorgaben werden dann bis Ende 2030 erhöht.
Für Lkw und Busse werden bis Ende 2025 ähnliche Anforderungen gelten, allerdings nur für die Kernnetze. Diese müssen auch einen leistungsstärkeren Ladepool von 2000 kW, anstatt 1400 kW, haben mit mindestens zwei Ladestationen, die über eine individuelle Ladeleistung von mindestens 800 kW verfügt. Für das Jahr 2030 werden auch diese Vorgaben erhöht. Das Europäische Parlament beschloss im Vergleich zum Kommissionsvorschlag außerdem mehr öffentliche Wasserstofftankstellen entlang des Verkehrskernnetzes der EU einzurichten – alle 100 km statt alle 150 km – und dies schneller zu tun – bis Ende 2027 statt bis Ende 2030.
Vor dem Hintergrund der Entscheidung einer Mehrheit des Europäischen Parlaments, ab 2035 das Verbrennerverbot bei PKW zu beschließen, übt Niebler aber erneut Kritik an diesem Beschluss: „Die FDP hat angekündigt, sich in der EU gegen das Verbot des Verbrennermotors 2035 einzusetzen. Bisher ist aber noch nichts passiert. Ich bleibe dabei: Technologieoffenheit wäre die richtige Antwort gewesen. Wir haben in den letzten Monaten immer wieder erlebt, dass es wirtschaftlich nicht vorteilhaft ist, alles nur auf eine Karte zu setzen. Durch die gestiegenen Strompreise haben Elektroautos immer weniger Kostenvorteile im Betreib gegenüber Verbrennern. Hinzu kommt, dass ohne ein enges Netz aus leistungsstarken Ladesäulen die Umstellung auf Elektroautos nicht gelingen wird. Genau am letzten Punkt setzen wir im Europaparlament jetzt an, denn der Ausbau braucht neuen Schwung.“