Es ist weiterhin richtig, das Impfen so rasch wie möglich voranzutreiben. Dennoch sollten wir die Entwicklung von Arzneimitteln und Therapeutika gegen das Coronavirus dabei nicht vergessen. Denn das Virus verbreitet sich auch während und nach erfolgreichen Impfkampagnen in den EU-Mitgliedstaaten weiter. Deshalb brauchen wir jetzt eine EU-Therapiestrategie.
Trotz Herdenimmunität werden in Zukunft EU-Bürgerinnen und Bürger lebensgefährlich an COVID-19 erkranken: Es gibt beispielsweise Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können – auch ihnen gegenüber haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir müssen es deshalb als eine prioritäre Aufgabe ansehen, unsere europäischen Gesundheitssysteme auch langfristig auf die Behandlung von schweren COVID-19-Verläufen vorzubereiten.
Die EU-Kommission fördert bereits über 150 Forschungsteams mit Beträgen im insgesamt dreistelligen Millionenbereich bei der Suche nach Behandlungsmethoden und Arzneimitteln. Das ist ein guter Anfang. Diese Anstrengungen werden allerdings nicht ausreichen, um die Entwicklung neuer Arzneimittel entscheidend zu beschleunigen und eine Versorgung Europas mit potentiellen Therapeutika zu gewährleisten. Wir müssen die Entwicklung von Arzneimitteln mit einer schlagkräftigen EU-Therapiestrategie stärker als bisher unterstützen. Dafür habe ich mich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen erfolgreich eingesetzt. Im Mai 2021 legte die Kommission ihre EU-Therapiestrategie vor. In der EU-Strategie werden neben gezielten Investitionen in die Erforschung der erfolgversprechendsten Therapeutika („Therapeutics innovation booster“) auch Maßnahmen vorgeschlagen, um die Zulassung und Entwicklung solcher Therapeutika auf europäischer Ebene effizienter und schneller zu gestalten. Viele Maßnahmen werden noch dieses Jahr angestoßen.